Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
26 Charakter-Säugetiere Europas.
vorhanden, und die Nutzbarkeit seines Felles wiegt den Schaden,
den er stiftet, nicht auf.
9. Weit friedlicher und gutmütiger ist ein anderes Nagetier
Europas, das in nachbarlicher Eintracht neben den oben ge-
nannten Einwohnern der Hochalpen wohnt, das Murmeltier,
das der arme Savoyarde wegen seiner possierlichen Geberden —
es sitzt z. B. beim Fressen aus den Hinterbeinen und bringt die
Nahrung mit den Vorderfüßen in das Maul — als Spiel-
kanieraden in seine Gesellschaft gezogen hat. Es lebt familien-
weise und gräbt sich Höhlen: die für den Sommer bestimmten
gehen bis gegen 4 m bergeinwärts, haben nur eine kleine
Hauptgrube (Kessel) und kein Heu; die Winterwohnungen da-
gegen gehen 4—10 m einwärts und bis gegen 4 m tief unter
den Rasen. Der Kessel der letzteren ist bisweilen 2 m im
Durchmesser, der ganze Raum desselben aber so dicht mit Heu
ausgestopft, daß es die schlafenden Tiere — der größte Teil
ihres Lebens ist aber der Schlaf — vollkommen umhüllt. Da-
hin zieht sich bei eintretender Kälte die ganze Familie, welche
nie Vorrat einträgt, zurück, verstopft den Eingang ca. l m
lang mit Steinen und Erde, rollt sich zusammen in das Heu,
schließt die Augen und schläft, bis die Wärme der Frühlings-
sonne im Mai zu ihr hindurchdringt und sie aus ihrem festen
Winterschlafe weckt.
10. Ein ähnlicher Schläfer ist der Siebenschläfer (Vilch
Myoxus glis), ein Leckerbissen der alten Römer, welche für die
Zucht desselben eigene Gehege (G-liraria) einrichteten, um ihn
mit Eicheln, Buchnüssen und Kastanien förmlich zu mästen. Er
ist, wie seine Verwandten, die Haselmäuse, eiu uiedliches,
kleines Tier, dem Eichhörnchen ähnlich, doch nicht so beweglich
wie dieses. Er bewohnt die Laubhölzer von Ost- und Süd-
Europa, wo er während der Nacht seiner Nahrung, die, neben
vielen Nüssen und Sämereien, anch in kleinen Säugetieren und
Vögeln besteht, nachgeht und für den Winter, den er größten-
teils schlafend verbringt. Vorrat einsammelt. Während des
Winterschlafes ist der Siebenschläfer zusammengekugelt und kalt,
und man kann ihn wie einen Ball in die Höhe werfen und
wieder fangen, ohne daß er erwacht. Nur allzu strenge Kälte
oder eintretende Wärme erweckt ihn von Zeit zu Zeit, wo er
dann auch etwas von seinem Vorrate genießt, bald darauf aber
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
68 Charakter-Säugetiere Afrikas.
sich aus seiner Nähe zu entfernen; denn laut und donnernd
zeigt er diese an. Nur die langsam vordringende Zivilisation,
die aus Europa in den Nachbarweltteil hinübergreift, scheint
ihm engere Grenzen zu ziehen, sowohl am Kap, als am Sene-
gal und namentlich in den nördlichen Provinzen und Ländern
in der Berberei, wo er sonst über den Menschen, oder doch
wenigstens mit ihm geherrscht und iu fast unglaublich großer
Zahl gehaust zu habeu scheint. Der Löwe liebt zu seinem
Aufenthalte Ebenen, Thäler oder Hügelland, wo es Buschwerk
giebt; fast nie aber findet man ihn in hohen Gebirgen. Daher
ist er auch in dem meist gebirgigen Marokko weit seltener, als
in der Regentschaft Algier. In Tunis soll er früher häusig
gewesen sein, ist aber durch die dort dichter als sonstwo zu-
sammenwohnenden Araber fast ausgerottet worden. Überall,
wo es Beduinen giebt, siedelt auch der Löwe sich an, da er
weiß, daß es ihm in ihrer Nähe an Fräße nie fehlt. Aus den
Herden der Araber holt er sich auch da, wo es an anderem
Wilde nicht fehlt, sein Futter am häufigsten, und bei der un-
geheueru Zahl ihres Viehes wird es den Beduinen schwer, ihm
diese Beute streitig zu machen. Auf der Weide zerstreuen sich
die Herden über einen ziemlich weiten Raum, von wo der Löwe
leicht ein isoliertes Stück fortschleppt. Bei Nacht sind die
Herden zwar innerhalb Duars und von vielen Hunden bewacht;
dennoch wagen sich auch dorthin die Löwen, wenn der Hunger
sie treibt. Sobald der Löwe hungrig und raublustig ist, giebt
er dieses durch Wedeln und Schlagen des Schwanzes auf den
Rücken oder durch Schütteln der Mähne zu erkennen. Sieht
man einen Löwen, welcher den Schwanz nicht rührt, so kann
man getrost an ihm vorbeigehen, ja ihn sogar durch Werfen
eines Stückchen Holzes aus dem Wege treiben. Das Gerassel
eines Wagens, das Geklatfche einer Peitsche verjagt ihn dann
regelmäßig.
Von der Stärke des Löwen kann man sich eine Vorstellung
machen, wenn man bedenkt, daß dieser „König der Tiere" mit
einem zweijährigen Rinde im Rachen 8 — 10 Fuß hohe Dornen-
hecken überspringt. Das Gebrüll desselben ist so furchtbar,
daß die Erde davon erdröhnt und alle Tiere, die es hören,
vor Entsetzen fast die Besinnung verlieren. Die Eingeborenen
fürchten den Löwen natürlich in hohem Grade und suchen ihn
mit allen Mitteln zu vertilgen; denn er vermag außerordent-
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Ortsnamen: Afrikas Europa Marokko Algier Tunis
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Charakter-Vögel Asiens. 55
so eilen die Küchelchen, wenn sie gemischt waren, schnell aus-
einander. Zwei Glu^heunen in einem Stalle wehrten sich mit
ihren schlechten Waffen gegen einen Marder so furchtbar, daß
sie zwar beide ihren Tod fanden, der Marder aber ausgehackte
Augen hatte, zerpickt und bluttriefend war und kaum noch
eine Strecke sich fortschleppen konnte. Was vermag nicht die
Mutterliebe!"
2. Daß dem prächtigen Pfau, dem vornehmen Verwandten
des Huhnes, die an diesem gerühmten Eigenschaften zum Teil
gar nicht, zum Teil in nur geringem Grade beiwohnen, dürfte
kaum zu bestreiten sein. Auch er hat in Asien und zwar in
Indien seine Heimat, was man schon aus der Herrlichkeit seines
Gefieders zu schließen sich versucht fühlen könnte. Dort, wo
der Tiger haust, in den Waldungen Bengalens, lebt dieser
Prachtvogel in Menge. So sagt Obrist Williamson: „Ich habe
solche Scharen von Pfauen gesehen, daß ich wirklich darüber
erstaunte. Ganze Wälder waren mit ihrem glänzenden Ge-
fieder bedeckt, dem die aufgehende Sonne noch höheren Glanz
gab. Die kleinen offenen Stellen unter dem langen Grase, die
meist angebaut und mit blühendem Senf bedeckt waren, er-
höhten die Schönheit des Schauspieles noch, und ich glaube nicht
zu übertreiben, wenn ich behaupte, daß ich von der Stelle aus,
wo ich ungefähr eine Stunde lang stand, nicht weniger als 12
bis 1600 Pfauen von verschiedener Größe sah." Gewöhnlich
halten sie sich in Herden von 40 — 50 Stück zusammen. — Es
giebt allerdings Vögel, die sich durch zartere Farbenmischung
oder durch blendenderen Glanz auszeichnen, aber keiner besitzt
eine solche Menge von Prachtschmuck, als der Pfau. Dadurch
mußte er notwendig Aufmerksamkeit erregen, weshalb wir ihn
auch schon sehr frühzeitig erwähnt finden, und zwar zuerst in
der heiligen Schrift alten Testamentes, wo erzählt wird, daß
er die Aufmerksamkeit der Seeleute Salomos erregte, welche >
von ihrem südlichen Zuge unter anderen Naturerzeugnissen auch
diesen Vogel ihrem königlichen Herrn mitbrachten. Darauf ver-
lieren wir ihn wieder aus dem Gesichte, bis er durch die Heer-
züge Alexander d. Gr., der ihn besonders bewunderte und ihn
zu töten verbot, wieder bekannt wurde und nun seinen Weg
nach Griechenland, Rom und das übrige Europa fand. Überall,
auch an der Seite der Juno, erscheint er als das Emblem der
Pracht, in den Parks und Meierhöfen der Großen, wie auf den
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Obrist_Williamson Alexander_d Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Asiens Asien Indien Salomos Griechenland Rom Europa
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
96 Charakter-Vögel Nordamerikas.
bobert einige Zoll hoch mit dem Dünger ihrer Exkremente be-
deckt ist und alle Gräser und zarteren Pflanzen von ihm zer-
stört werden, liegt darüber eine Menge von Ästen und Zweigen,
welche die Wucht der gemeinsamen Schwere der Vögel herunter-
brach, und die Bäume selbst stehen weitum so nackt und ent-
laubt, als ob die Axt des Holzhauers sie gestutzt hätte. Wenn
nun ein solcher Lagerplatz entdeckt wird, so brechen die Be-
wohner naher und ferner Orte gegen ihn zur Nachtzeit auf,
bewaffnet mit Flinten, Knitteln, Stangen, Kohlentöpfen — um
Schwefel darauf zu streuen — und anderen Mitteln zum feind-
lichen Angriffe. Nun beginnt das Würgen: in wenigen Stnn-
den werden eine Menge Säcke mit Tanben gefüllt, auf Saum-
rosfe geladen und als willkommener Mundvorrat für den Winter
nach Hause gebracht, weshalb auch von den Indianern eine
solche Jagd als wichtig und notwendig für die Hauswirtschaft
betrachtet und mit Eifer und Ausdauer betrieben wird. — Die
Brüteplätze zeichnen sich vor den Raststellen durch ihren noch
viel weitläufigeren Umfang aus. In den westlichen Distrikten
sind sie fast immer in den Tiefen der Waldungen angelegt, in
denen sie über große Strecken kreuzweise in schmalen Linien
ziehen. Ein solcher Platz ist oft einige (englische) Meilen breit
und 20 — 40 Meilen lang. Auf dieser gauzeu Strecke lst jeder
Baum mit so viel Nestern besetzt, als nur die Zweige tragen
können. Sobald die Jungen ausgekrochen sind, brechen die Be-
wohner der Landschaft heerweise auf; sie kommen aus Wagen
mit Beilen, Waffen, aber auch mit Betten, Kochgeschirr; viele,
von ihren Familien begleitet, richten zuerst ihren Haushalt sür
mehrere Tage ein. Das Geräusch der Vögel ist oft so groß,
daß die Pferde scheu werden, und um sich verständlich zu machen,
ist man zum lautesten Schreien gezwungen. Der Erdboden ist
mit Unrat, gebrochenen Zweigen, Eiern und jungen Tauben
bedeckt, die aus den Nestern gefallen sind und mit denen sich
Herden von Schweinen mästen. Habichte, Adler u. a. tummeln
sich in den Lüften und rauben die juuge Brut nach Belieben
aus den Nestern, während von zwanzig Fuß aufwärts bis zu
den höchsten Gipfeln der Bäume unzählbare Tauben schreien
und durch ihre Menge ein donnerähnliches Rauschen mit den
Flügeln machen, das mit dem Gekrache des brechenden Holzes
sich mengt. Dazu kommt nun der Schall der Holzäxte; indem
nämlich die Jäger diejenigen Bäume umhauen, die am reichsten
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
104 Charakter-Säugetiere Südamerikas.
Indianern der südlichen Ebenen, so wie in Mexiko unbekannt;
nur bei den Bewohnern der hohen Gebirgsthäler der Andes
fanden die europäischen Eroberer zwei kamelartige Wiederkäuer,
das oben genannte Lama und das Paco (Alpaka) gezähmt im
Dienste des Menschen, wie sie es jetzt noch sind. Die Lamas
sind dem Peruauer wohl ebenso wichtig wie das Renntier dem
Lappländer. Es sind folgsame Tiere, welche sich, obgleich von
Natur wild und scheu, doch leicht an ihren Herrn gewöhnen
und niederknien lernen, wenn sie beladen werden sollen. Von
Potosi zu den Pochwerken tragen beständig 30.000 Stück die
Silberbarren. Vor deni Zuge geht als Führer ein altes, gut
abgerichtetes Tier, dessen Kopf mit Bändern, kleinen Tuch-
fähucheu und Glöckcheu herausgeputzt ist und das Ringe in den
Ohren hat. Die anderen folgen regelmäßig nach, und der in-
dianische Treiber pfeift zur Ermunterung in dem Takte des
Ganges. Auf diese Weise gehen sie täglich vier bis fünf deutsche
Meilen über die rauhen Andenpässe mit einer Last von 150
Psnnd.
Diesem nützlichen Tiere, welches übrigens in den Tier-
gärten Europas vortrefflich gedeiht, verwandt ist das Vigogut?
tier (Vicunna), auf den höchsten Kordilleren, so groß wie ein
Schaf, mit braungelber, metallisch glänzender Wolle von be-
wnnderungswürdiger Feinheit und Weiche, welche zu kostbaren
Stoffen verarbeitet wird. — So hat nur aus den rauheren,
kälteren Höhen die Natur für Last- und Wollentiere gesorgt.
5. Den aus Europa dort eingeführten Herden aber sucht
ein Feind ganz eigentümlicher Art in gar vielen Gegenden Süd-
amerika zu verleiden: es sind die Fledermäuse, von welchen
die neue Welt eine große Menge der seltsamsten Gestalten her-
vorgebracht hat. Und zwar sind es diejenigen Fledermäuse,
welche der ganzen Ordnung der Flattertiere einen so bösen Leu-
muud verschafft haben; nämlich die Blutsauger. Die wirk-
lichen Vampire bewohnen Südamerika und gehörten bereits
zu den Vorweltstieren dieses Erdteils. Unter ihnen ist wiederum
diejenige Art, welcher die Wissenschast den Namen Vampir
gelassen hat, für uns die merkwürdigste. Er ist der größte der
brasilianischen Blutsauger. Er wird in den einsamen Urwäldern
getroffen und umschwärmt nicht selten die nahegelegenen Hütten
der Eingeborenen. Wenn der Vampir Mangel leidet, fällt er
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Hottentotte. . 17
bessere Wohnung. Wandert das Dorf aus, so werden die Matten zu-
sammengerollt, die Reifen ausgezogen und zusammengebunden und dies
alles, das wenige Hausgerät inbegriffen, auf Ochsen gepackt, und fort
geht es.
Vom Wasser ist der Hottentotte kein Freund, er wäscht sich
nie, und wenn ihm der Schmutz zu groß wird, reibt er den
Körper mit Kuhmist ab. Woher der unerträgliche Geruch des
Hottentotten stammt, ob von dem ranzigen Fett oder von der
Hautausdünstung, ist noch nicht festgestellt; doch mag kein Bauer
mit einem Hottentotten an einem Tische essen, weil ihm der
Geruch des Stotterers den Appetit verdirbt. — Der Hottentotte
ist ebenso gefräßig wie der Buschmann, lebt aber vorzugsweise
von Milch, macht sich im Ledersack saure Milch zurecht, genießt
Erdmandeln. Wurzeln. Beeren und Hottentottenfeigen. — Trotz
seiner angeborenen Trägheit ist der Koin oft sehr munter, lustig
und geweckt. Er kann mit Kameraden nächtelang schwatzen,
scherzen, lachen, lernt tüchtig reiten und schießen, bewährt sich
als tapferer Soldat, vereinigt Mut und List mit Schlauheit,
scheut den Kampf mit dem Löwen nicht. Als Vorreiter (Achter-
ryder) ist der pserdekuudige Hotteutotte dem Bauern ein Gewinn,
den er zwar verächtlich nur Schefel (Geschöpf) nennt, den er
aber beim Wettrennen das Vollblutpferd besteigen läßt, auf
dessen wunderbare Spürkraft und Ortskenntnis er sich verläßt,
ohne den er keine Reise, keinen Jagdzug unternimmt. Ein
verlaufenes Kind bringt nur der Hottentotte heim, den Schlupf-
Winkel eines angeschossenen Wildes findet nur der Pfefferkopf.
Arbeit ist dem Hottentotten eine Qual. Er nimmt nur so lange
beim Bauern Dienste, bis er sich recht ausgefüttert oder sich eine
Flinte oder Frau verdient hat; dann läuft er ohne weiteres
davon. Gewöhnlich aber vertrinkt er seinen Lohn in Brannt-
wein. In mancherlei Schnitzerei und Handarbeit ist er geschickt.
Er macht sich Pfeil und Bogen, Lanze und Wurfknittel (Kirri)
sowie den Parierstock, aus Eisenerz die notwendigsten Eisen-
Werkzeuge, aus dem Thon des Termitenhauses Kochgeschirr,
schnitzt sich Holzlöffel und Milcheimer, indem er mühsam einen
Baumstumpf aushöhlt. Auch eine Trommel und eine Art
Guitarre, die er Gorra nennt, bringt er zustande, indem er
über einen ausgehöhlten Kürbis Katzendarmsaiten ausspannt, aus
einem Zebraschweife und Mimosenzweige einen 1 bis 11ji m
langen Fiedelbogen anfertigt. Diesen bestreicht er mit dem Harze
Buch holz, Völkerkunde. 2
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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20 Marokkaner.
des Landes, die allein treu und wahr ihre alten Überlieferungen
beibehalten haben. Die Landbevölkerung in Marokko ist gegen-
über der Stadtbevölkerung so überwiegend, daß, wenn man von
jener spricht, damit der Kern des Volkes bezeichnet wird.
Das Leben in der Familie ist ein patriarchalisches, und
man hält außerordentlich viel aus Verwandtschaft und Sippe;
eigentümliche Familiennamen in unserem modernen Sinne
haben weder Araber noch Berber; Familiennamen werden nur
von der ganzen Sippschaft oder dem Stamme geführt. In diesen
Stämmen setzt dann jeder den Namen seines Vaters, manchmal
auch den seines Großvyters und Urgroßvaters. hinzu (äußerst
selten den der Mutter), z. B. Mahommed den Abdallah den
Justus, d. h. Mohammed, Sohn Abdallahs, Sohn Aussuss.
Will er aber sich noch näher bezeichnen, so sagt er, z. B. „von
den uled Hassan". Letzteres ist gewissermaßen der Familien-
oder Zuname. Die beliebtesten Namen in Marokko sind Mo-
hammed, Abdallah, Mussa, Jssa und Aissa, Edris Said, Bu-
Bekr und Ssalem. Die Frauen findet man meist Fathme, Aischa,
oder Mariam benannt.
Eine eigentliche Erziehung wird den Kindern nicht ge-
geben. Allerdings hat jeder Tschar (Dorf aus Häusern), jeder
Duar (Dorf aus Zelten), jeder Kfor (Dorf einer Oase) seinen
Thaleb oder gar Faki, der die Schule leitet, aber die meisten
Kinder bringen es kaum dazu, die zum Beten notwendigen
Koran-Kapitel auswendig zu lernen, geschweige, daß sie sich an's
Lesen und Schreiben wagen. Aber jeder Marokkaner weiß doch
das erste Kapitel des Korans auswendig, wenn er auch den Sinn
der Verse nicht kennt. Die heranwachsenden Töchter stehen den
Müttern in der häuslichen Beschäftigung bei, während die männ-
liche Jugend zuerst zum Hüten des Viehes verwandt wird, in
der Pflanzzeit den Acker bestellen helfen muß und schließlich
nach einer kurzen Arbeitszeit im Jahre die liebe lange Zeit mit
Nichtsthun hinbringt. Tabak wird auf alle drei Arten genom-
men; man findet Stämme, wo geraucht wird, andere, welche
kauen, und das Schnupfen ist ganz allgemein, namentlich machen
die Gelehrten Gebrauch davon. Haschisch wird in Marokko ent-
weder geraucht oder pulverisiert mit Wasser hinuntergeschluckt.
Der Gebrauch des Opiums ist außer in den Städten und der
Oase Tuat nicht eingebürgert. Desto allgemeiner ist in der
Weinlesezeit und kurz nachher der Genuß des Weines. Aber
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Extrahierte Personennamen: B._Mahommed Justus Mohammed Abdallah Mussa Aischa Mariam
Ägypter. 25
ihm sehr entbehrlicher Aufwand. Dagegen findet sich ein ganz
eigentümliches Gerät vor: Es ist ein aus Nilschlamm gekneteter
großer Schrank von eigentümlicher Form, der mit einer Thür
versehen ist, die verriegelt werden kann. Dieser Schrank ent-
hält alle Kostbarkeiten, Kleidungsstücke, Reliquien und selbst
Lebensmittel, wenn die Zeiten so schlecht sind, daß ein Durrah-
kucheu eine Leckerei wird. Außen vor der Hütte sieht man auch
einen kleinen Backofen und in der Asche einige Steine liegen.
Holz hat der Fellach nicht; sein Weib und seine Kinder sammeln
eifrig den Dünger der Rinder, Pferde. Esel und Kameele,
mischen ihn mit geschnittenem Stroh und Wasser zu einem Brei,
bilden daraus dünne Kuchen und trocknen sie an der Sonne.
Mit der Familie wohnen nächtlicher Weile in dem Räume
Hühner. Gänse und Ziegen; nur der Esel bleibt die Nacht über
im Freien, weil er zu hoch ist, als daß er durch die Thür
könnte. Bei Tage ist die Wohnung vollständig leer, und alle
ihre Bewohner — vierbeinige und zweibeinige — halten sich
im Freien auf. Nur in den größeren Dörfern findet man eine
Moschee mit kleinem Minaret, aber auch aus Lehm erbaut. Bei
den meisten Dörfern ist ein Wasserplatz, wo Gänse, Enten und
Büffel sich gütlich thun und nackte Kinder sich im Schlamme
wälzen. Millionen von Fliegen belästigen die Dörfer und be-
decken oft förmlich die Augenlieder der Kinder, daß diese dadurch
und durch die Unreinlichkeit häufig ein Auge verlieren. Nirgends
sieht man daher mehr Blinde und Einäugige als in Ägypten
und besonders in den Dörfern. Die Fellachen sind gewöhnlich
so arm, daß sie nur zweimal im Jahre, an den hohen Fest-
tagen, Fleisch essen, sonst sind rohe Zwiebeln und schlechtes
Brot jahrein jahraus fast die einzigen Nahrungsmittel. Glücklich
schätzt sich, wer zuweilen etwas saure Milch, Käse, Honig und
Datteln haben kann. Der ägyptische Bauer ist namentlich in
den jüngeren Jahren erstaunlich gelehrig, klng und rührig. Er
pflügt und erntet, er arbeitet und erwirbt, aber der gewonnene
Piaster bleibt selten sein Eigentum. So wird sein Charakter
der Sinnesart eines begabten, aber mit Härte und Selbstsucht
erzogenen Kindes ähnlich, welches, sobald es heranwächst, be-
greifen muß, daß es ausgebeutet wird. Eigensinn und Verstockt-
heit verdrängen die unbefangene Heiterkeit der Kindesseele, und
wie zur Zeit des Ammianus Marcellinus läßt sich noch heute
der Fellach von Schlägen, deren er sich oft zu rühmen pflegt,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
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Ii. Völker Amerikas.
1. Indianer in Nordamerika.
Zu den kräftigsten wilden Stämmen gehören die Indianer
in der Union. In den vorderen Gebieten stößt man nur noch
sehr selten auf ein Häuflein, das mitten unter den Weißen sitzen
geblieben ist, etwas von ihrer Kultur angenommen hat, aber
unter deren Wucht verkümmert. Gleichwie ihre Hütten halb
aus Lehm und halb aus Brettern, halb aus Baumrinde. Matten
und Tierfellen bestehen, so ist auch ihre Bilduug ein ärmliches
Flickwerk aus mühsam angelernten Sitten und Einrichtungen
der Weißen und aus wildem, ungezähmtem Natursinn. Sie
verzehren sich in dumpfem Sehnen nach Freiheit, und nach
wenigen Jahrzehnten wird auch der letzte verschwunden sein.
Selbst im Westen der Vereinigten Staaten muß man erst tage-
lang den Missouri oder oberen Mississippi hinaus fahren, um
in die Nähe freier Indianer zu gelaugen.
Sieht man sich näher unter ihnen um, in ihren Hütten,
in ihren Ratsversammlungen, beobachtet man sie bei Jagden,
Schmausereien und religiösen Festlichkeiten, so ist man sehr bald
über ihr ganzes Leben und Treiben im Klaren. Es ist alles
bei ihnen einfacher, unverfälschter Naturzustand, und zwar ein
wenig anziehender; viel ist darüber nicht zu sagen. Gleich bei
der ersten Begegnung mit ihnen fühlt man unwillkürlich die
weite Kluft zwischen diesen Wilden, welche die Natur noch gleich-
sam gefangen hält, und der Kultur, durch welche die Natur
beherrscht, verschönt und vergeistigt wird. Die Indianer thnn
nur das Notwendigste, was die Leibesbedürfnisse verlangen, und
auch das nur auf die roheste und ärmlichste Weise; alle übrige
Zeit spielen oder träumen sie. Ihre Hütten sind leicht her-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Ortsnamen: Amerikas Nordamerika Missouri
70 Lappe.
bau des Landes durch die sich mehrenden Ansiedler begann um
die Mitte des 17. Jahrhunderts in Finnland und seit dem 18.
auch in Schweden. Dadurch wurden die Lappen immer mehr
eingeschränkt und am Umherwandern gehindert; sie mußten sich
entweder als Kolonisten ansiedeln oder Fischfang treiben. Da-
her teilen sie sich jetzt in Berglappen, Fischerlappen und
W a l d l a p p e u.
Die Berglappen sehen sich selbst als die echten Lappen an.
Mit großer Liebe hängen sie an ihrer nomadischen Lebensweise.
Ihrer sind verhältnismäßig nur wenige, in Norwegen bloß ein
Zehntel der ganzen Lappenbevölkerung, in Schweden eine noch
geringere Zahl, in Finnland und auf Kola einige Tausend.
Das Dasein der Berglappen ist gänzlich an das Renntier ge-
knüpft. Dieses versieht ihn mit Nahrung und Kleidung und
ermöglicht ihm das Fahren. Die Sehnen dienen als Zwirn,
die Knochen, Hufe und Geweihe werden zu verschiedenen Kunst-
und Nutzgegenständen verwendet. Zweihundert Renntiere mögen
einer kleinen Familie genügen; besitzt ein Lappe tausend, so gilt
er als reich. Den Besitzer können leicht Unfälle treffen: Wölfe
oder ungünstige Witterung, sodaß die Renntiere kein Futter
finden, können in kurzer Zeit eine Heerde vernichten. — Die
Renntiere nähren sich im Winter hauptsächlich vom Renntier-
moose, das sie mit den Vorderfüßen unter dem Schnee hervor-
scharren. Im Sommer, dessen Wärme sie nicht gut ertragen,
und wo sie auch von Insekten sehr leiden, gehen sie immer aufs
Gebirge oder ans Meer, und kehren im Herbste zurück. Sie
sind demnach stets ans der Wanderschaft, und der Lappe muß
dem Renntiere folgen. Der Berglappe wohnt somit immer in
Zelten, die alle acht oder vierzehn Tage weiter verlegt werden.
Das Zelt der Lappen ist buchstäblich wenig mehr als ein
Lumpen groben Tuchs, das hauptsächlich in Schweden und Nor-
wegen gemacht wird und einen Hauptgegenstand des Handels
mit den Lappen bildet. Viel von diesem Tuche wird auch von
den Küstenlappen gewoben, die es gegen Renntierfelle an die
Gebirgslappen vertauschen. Das von ästigen Birkenstämmen
unterstützte Zelt bildet die einzige Wohnung, und uuter diesem
schwachen Verdeck hält der Lappe die langdauernde, strenge Kälte
der Wintermonate in den innern Gegenden aus. Auf den engen
Raum eines einzigen Zeltes drängen sich der Lappe, sein Weib
und seine Kinder zusammen und lassen noch Ecken für ihr ein-
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