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1. Tier-Geographie - S. 26

1893 - Leipzig : Hinrichs
26 Charakter-Säugetiere Europas. vorhanden, und die Nutzbarkeit seines Felles wiegt den Schaden, den er stiftet, nicht auf. 9. Weit friedlicher und gutmütiger ist ein anderes Nagetier Europas, das in nachbarlicher Eintracht neben den oben ge- nannten Einwohnern der Hochalpen wohnt, das Murmeltier, das der arme Savoyarde wegen seiner possierlichen Geberden — es sitzt z. B. beim Fressen aus den Hinterbeinen und bringt die Nahrung mit den Vorderfüßen in das Maul — als Spiel- kanieraden in seine Gesellschaft gezogen hat. Es lebt familien- weise und gräbt sich Höhlen: die für den Sommer bestimmten gehen bis gegen 4 m bergeinwärts, haben nur eine kleine Hauptgrube (Kessel) und kein Heu; die Winterwohnungen da- gegen gehen 4—10 m einwärts und bis gegen 4 m tief unter den Rasen. Der Kessel der letzteren ist bisweilen 2 m im Durchmesser, der ganze Raum desselben aber so dicht mit Heu ausgestopft, daß es die schlafenden Tiere — der größte Teil ihres Lebens ist aber der Schlaf — vollkommen umhüllt. Da- hin zieht sich bei eintretender Kälte die ganze Familie, welche nie Vorrat einträgt, zurück, verstopft den Eingang ca. l m lang mit Steinen und Erde, rollt sich zusammen in das Heu, schließt die Augen und schläft, bis die Wärme der Frühlings- sonne im Mai zu ihr hindurchdringt und sie aus ihrem festen Winterschlafe weckt. 10. Ein ähnlicher Schläfer ist der Siebenschläfer (Vilch Myoxus glis), ein Leckerbissen der alten Römer, welche für die Zucht desselben eigene Gehege (G-liraria) einrichteten, um ihn mit Eicheln, Buchnüssen und Kastanien förmlich zu mästen. Er ist, wie seine Verwandten, die Haselmäuse, eiu uiedliches, kleines Tier, dem Eichhörnchen ähnlich, doch nicht so beweglich wie dieses. Er bewohnt die Laubhölzer von Ost- und Süd- Europa, wo er während der Nacht seiner Nahrung, die, neben vielen Nüssen und Sämereien, anch in kleinen Säugetieren und Vögeln besteht, nachgeht und für den Winter, den er größten- teils schlafend verbringt. Vorrat einsammelt. Während des Winterschlafes ist der Siebenschläfer zusammengekugelt und kalt, und man kann ihn wie einen Ball in die Höhe werfen und wieder fangen, ohne daß er erwacht. Nur allzu strenge Kälte oder eintretende Wärme erweckt ihn von Zeit zu Zeit, wo er dann auch etwas von seinem Vorrate genießt, bald darauf aber

2. Tier-Geographie - S. 68

1893 - Leipzig : Hinrichs
68 Charakter-Säugetiere Afrikas. sich aus seiner Nähe zu entfernen; denn laut und donnernd zeigt er diese an. Nur die langsam vordringende Zivilisation, die aus Europa in den Nachbarweltteil hinübergreift, scheint ihm engere Grenzen zu ziehen, sowohl am Kap, als am Sene- gal und namentlich in den nördlichen Provinzen und Ländern in der Berberei, wo er sonst über den Menschen, oder doch wenigstens mit ihm geherrscht und iu fast unglaublich großer Zahl gehaust zu habeu scheint. Der Löwe liebt zu seinem Aufenthalte Ebenen, Thäler oder Hügelland, wo es Buschwerk giebt; fast nie aber findet man ihn in hohen Gebirgen. Daher ist er auch in dem meist gebirgigen Marokko weit seltener, als in der Regentschaft Algier. In Tunis soll er früher häusig gewesen sein, ist aber durch die dort dichter als sonstwo zu- sammenwohnenden Araber fast ausgerottet worden. Überall, wo es Beduinen giebt, siedelt auch der Löwe sich an, da er weiß, daß es ihm in ihrer Nähe an Fräße nie fehlt. Aus den Herden der Araber holt er sich auch da, wo es an anderem Wilde nicht fehlt, sein Futter am häufigsten, und bei der un- geheueru Zahl ihres Viehes wird es den Beduinen schwer, ihm diese Beute streitig zu machen. Auf der Weide zerstreuen sich die Herden über einen ziemlich weiten Raum, von wo der Löwe leicht ein isoliertes Stück fortschleppt. Bei Nacht sind die Herden zwar innerhalb Duars und von vielen Hunden bewacht; dennoch wagen sich auch dorthin die Löwen, wenn der Hunger sie treibt. Sobald der Löwe hungrig und raublustig ist, giebt er dieses durch Wedeln und Schlagen des Schwanzes auf den Rücken oder durch Schütteln der Mähne zu erkennen. Sieht man einen Löwen, welcher den Schwanz nicht rührt, so kann man getrost an ihm vorbeigehen, ja ihn sogar durch Werfen eines Stückchen Holzes aus dem Wege treiben. Das Gerassel eines Wagens, das Geklatfche einer Peitsche verjagt ihn dann regelmäßig. Von der Stärke des Löwen kann man sich eine Vorstellung machen, wenn man bedenkt, daß dieser „König der Tiere" mit einem zweijährigen Rinde im Rachen 8 — 10 Fuß hohe Dornen- hecken überspringt. Das Gebrüll desselben ist so furchtbar, daß die Erde davon erdröhnt und alle Tiere, die es hören, vor Entsetzen fast die Besinnung verlieren. Die Eingeborenen fürchten den Löwen natürlich in hohem Grade und suchen ihn mit allen Mitteln zu vertilgen; denn er vermag außerordent-

3. Tier-Geographie - S. 55

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Vögel Asiens. 55 so eilen die Küchelchen, wenn sie gemischt waren, schnell aus- einander. Zwei Glu^heunen in einem Stalle wehrten sich mit ihren schlechten Waffen gegen einen Marder so furchtbar, daß sie zwar beide ihren Tod fanden, der Marder aber ausgehackte Augen hatte, zerpickt und bluttriefend war und kaum noch eine Strecke sich fortschleppen konnte. Was vermag nicht die Mutterliebe!" 2. Daß dem prächtigen Pfau, dem vornehmen Verwandten des Huhnes, die an diesem gerühmten Eigenschaften zum Teil gar nicht, zum Teil in nur geringem Grade beiwohnen, dürfte kaum zu bestreiten sein. Auch er hat in Asien und zwar in Indien seine Heimat, was man schon aus der Herrlichkeit seines Gefieders zu schließen sich versucht fühlen könnte. Dort, wo der Tiger haust, in den Waldungen Bengalens, lebt dieser Prachtvogel in Menge. So sagt Obrist Williamson: „Ich habe solche Scharen von Pfauen gesehen, daß ich wirklich darüber erstaunte. Ganze Wälder waren mit ihrem glänzenden Ge- fieder bedeckt, dem die aufgehende Sonne noch höheren Glanz gab. Die kleinen offenen Stellen unter dem langen Grase, die meist angebaut und mit blühendem Senf bedeckt waren, er- höhten die Schönheit des Schauspieles noch, und ich glaube nicht zu übertreiben, wenn ich behaupte, daß ich von der Stelle aus, wo ich ungefähr eine Stunde lang stand, nicht weniger als 12 bis 1600 Pfauen von verschiedener Größe sah." Gewöhnlich halten sie sich in Herden von 40 — 50 Stück zusammen. — Es giebt allerdings Vögel, die sich durch zartere Farbenmischung oder durch blendenderen Glanz auszeichnen, aber keiner besitzt eine solche Menge von Prachtschmuck, als der Pfau. Dadurch mußte er notwendig Aufmerksamkeit erregen, weshalb wir ihn auch schon sehr frühzeitig erwähnt finden, und zwar zuerst in der heiligen Schrift alten Testamentes, wo erzählt wird, daß er die Aufmerksamkeit der Seeleute Salomos erregte, welche > von ihrem südlichen Zuge unter anderen Naturerzeugnissen auch diesen Vogel ihrem königlichen Herrn mitbrachten. Darauf ver- lieren wir ihn wieder aus dem Gesichte, bis er durch die Heer- züge Alexander d. Gr., der ihn besonders bewunderte und ihn zu töten verbot, wieder bekannt wurde und nun seinen Weg nach Griechenland, Rom und das übrige Europa fand. Überall, auch an der Seite der Juno, erscheint er als das Emblem der Pracht, in den Parks und Meierhöfen der Großen, wie auf den

4. Tier-Geographie - S. 96

1893 - Leipzig : Hinrichs
96 Charakter-Vögel Nordamerikas. bobert einige Zoll hoch mit dem Dünger ihrer Exkremente be- deckt ist und alle Gräser und zarteren Pflanzen von ihm zer- stört werden, liegt darüber eine Menge von Ästen und Zweigen, welche die Wucht der gemeinsamen Schwere der Vögel herunter- brach, und die Bäume selbst stehen weitum so nackt und ent- laubt, als ob die Axt des Holzhauers sie gestutzt hätte. Wenn nun ein solcher Lagerplatz entdeckt wird, so brechen die Be- wohner naher und ferner Orte gegen ihn zur Nachtzeit auf, bewaffnet mit Flinten, Knitteln, Stangen, Kohlentöpfen — um Schwefel darauf zu streuen — und anderen Mitteln zum feind- lichen Angriffe. Nun beginnt das Würgen: in wenigen Stnn- den werden eine Menge Säcke mit Tanben gefüllt, auf Saum- rosfe geladen und als willkommener Mundvorrat für den Winter nach Hause gebracht, weshalb auch von den Indianern eine solche Jagd als wichtig und notwendig für die Hauswirtschaft betrachtet und mit Eifer und Ausdauer betrieben wird. — Die Brüteplätze zeichnen sich vor den Raststellen durch ihren noch viel weitläufigeren Umfang aus. In den westlichen Distrikten sind sie fast immer in den Tiefen der Waldungen angelegt, in denen sie über große Strecken kreuzweise in schmalen Linien ziehen. Ein solcher Platz ist oft einige (englische) Meilen breit und 20 — 40 Meilen lang. Auf dieser gauzeu Strecke lst jeder Baum mit so viel Nestern besetzt, als nur die Zweige tragen können. Sobald die Jungen ausgekrochen sind, brechen die Be- wohner der Landschaft heerweise auf; sie kommen aus Wagen mit Beilen, Waffen, aber auch mit Betten, Kochgeschirr; viele, von ihren Familien begleitet, richten zuerst ihren Haushalt sür mehrere Tage ein. Das Geräusch der Vögel ist oft so groß, daß die Pferde scheu werden, und um sich verständlich zu machen, ist man zum lautesten Schreien gezwungen. Der Erdboden ist mit Unrat, gebrochenen Zweigen, Eiern und jungen Tauben bedeckt, die aus den Nestern gefallen sind und mit denen sich Herden von Schweinen mästen. Habichte, Adler u. a. tummeln sich in den Lüften und rauben die juuge Brut nach Belieben aus den Nestern, während von zwanzig Fuß aufwärts bis zu den höchsten Gipfeln der Bäume unzählbare Tauben schreien und durch ihre Menge ein donnerähnliches Rauschen mit den Flügeln machen, das mit dem Gekrache des brechenden Holzes sich mengt. Dazu kommt nun der Schall der Holzäxte; indem nämlich die Jäger diejenigen Bäume umhauen, die am reichsten

5. Tier-Geographie - S. 104

1893 - Leipzig : Hinrichs
104 Charakter-Säugetiere Südamerikas. Indianern der südlichen Ebenen, so wie in Mexiko unbekannt; nur bei den Bewohnern der hohen Gebirgsthäler der Andes fanden die europäischen Eroberer zwei kamelartige Wiederkäuer, das oben genannte Lama und das Paco (Alpaka) gezähmt im Dienste des Menschen, wie sie es jetzt noch sind. Die Lamas sind dem Peruauer wohl ebenso wichtig wie das Renntier dem Lappländer. Es sind folgsame Tiere, welche sich, obgleich von Natur wild und scheu, doch leicht an ihren Herrn gewöhnen und niederknien lernen, wenn sie beladen werden sollen. Von Potosi zu den Pochwerken tragen beständig 30.000 Stück die Silberbarren. Vor deni Zuge geht als Führer ein altes, gut abgerichtetes Tier, dessen Kopf mit Bändern, kleinen Tuch- fähucheu und Glöckcheu herausgeputzt ist und das Ringe in den Ohren hat. Die anderen folgen regelmäßig nach, und der in- dianische Treiber pfeift zur Ermunterung in dem Takte des Ganges. Auf diese Weise gehen sie täglich vier bis fünf deutsche Meilen über die rauhen Andenpässe mit einer Last von 150 Psnnd. Diesem nützlichen Tiere, welches übrigens in den Tier- gärten Europas vortrefflich gedeiht, verwandt ist das Vigogut? tier (Vicunna), auf den höchsten Kordilleren, so groß wie ein Schaf, mit braungelber, metallisch glänzender Wolle von be- wnnderungswürdiger Feinheit und Weiche, welche zu kostbaren Stoffen verarbeitet wird. — So hat nur aus den rauheren, kälteren Höhen die Natur für Last- und Wollentiere gesorgt. 5. Den aus Europa dort eingeführten Herden aber sucht ein Feind ganz eigentümlicher Art in gar vielen Gegenden Süd- amerika zu verleiden: es sind die Fledermäuse, von welchen die neue Welt eine große Menge der seltsamsten Gestalten her- vorgebracht hat. Und zwar sind es diejenigen Fledermäuse, welche der ganzen Ordnung der Flattertiere einen so bösen Leu- muud verschafft haben; nämlich die Blutsauger. Die wirk- lichen Vampire bewohnen Südamerika und gehörten bereits zu den Vorweltstieren dieses Erdteils. Unter ihnen ist wiederum diejenige Art, welcher die Wissenschast den Namen Vampir gelassen hat, für uns die merkwürdigste. Er ist der größte der brasilianischen Blutsauger. Er wird in den einsamen Urwäldern getroffen und umschwärmt nicht selten die nahegelegenen Hütten der Eingeborenen. Wenn der Vampir Mangel leidet, fällt er

6. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 17

1895 - Leipzig : Hinrichs
Hottentotte. . 17 bessere Wohnung. Wandert das Dorf aus, so werden die Matten zu- sammengerollt, die Reifen ausgezogen und zusammengebunden und dies alles, das wenige Hausgerät inbegriffen, auf Ochsen gepackt, und fort geht es. Vom Wasser ist der Hottentotte kein Freund, er wäscht sich nie, und wenn ihm der Schmutz zu groß wird, reibt er den Körper mit Kuhmist ab. Woher der unerträgliche Geruch des Hottentotten stammt, ob von dem ranzigen Fett oder von der Hautausdünstung, ist noch nicht festgestellt; doch mag kein Bauer mit einem Hottentotten an einem Tische essen, weil ihm der Geruch des Stotterers den Appetit verdirbt. — Der Hottentotte ist ebenso gefräßig wie der Buschmann, lebt aber vorzugsweise von Milch, macht sich im Ledersack saure Milch zurecht, genießt Erdmandeln. Wurzeln. Beeren und Hottentottenfeigen. — Trotz seiner angeborenen Trägheit ist der Koin oft sehr munter, lustig und geweckt. Er kann mit Kameraden nächtelang schwatzen, scherzen, lachen, lernt tüchtig reiten und schießen, bewährt sich als tapferer Soldat, vereinigt Mut und List mit Schlauheit, scheut den Kampf mit dem Löwen nicht. Als Vorreiter (Achter- ryder) ist der pserdekuudige Hotteutotte dem Bauern ein Gewinn, den er zwar verächtlich nur Schefel (Geschöpf) nennt, den er aber beim Wettrennen das Vollblutpferd besteigen läßt, auf dessen wunderbare Spürkraft und Ortskenntnis er sich verläßt, ohne den er keine Reise, keinen Jagdzug unternimmt. Ein verlaufenes Kind bringt nur der Hottentotte heim, den Schlupf- Winkel eines angeschossenen Wildes findet nur der Pfefferkopf. Arbeit ist dem Hottentotten eine Qual. Er nimmt nur so lange beim Bauern Dienste, bis er sich recht ausgefüttert oder sich eine Flinte oder Frau verdient hat; dann läuft er ohne weiteres davon. Gewöhnlich aber vertrinkt er seinen Lohn in Brannt- wein. In mancherlei Schnitzerei und Handarbeit ist er geschickt. Er macht sich Pfeil und Bogen, Lanze und Wurfknittel (Kirri) sowie den Parierstock, aus Eisenerz die notwendigsten Eisen- Werkzeuge, aus dem Thon des Termitenhauses Kochgeschirr, schnitzt sich Holzlöffel und Milcheimer, indem er mühsam einen Baumstumpf aushöhlt. Auch eine Trommel und eine Art Guitarre, die er Gorra nennt, bringt er zustande, indem er über einen ausgehöhlten Kürbis Katzendarmsaiten ausspannt, aus einem Zebraschweife und Mimosenzweige einen 1 bis 11ji m langen Fiedelbogen anfertigt. Diesen bestreicht er mit dem Harze Buch holz, Völkerkunde. 2

7. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 20

1895 - Leipzig : Hinrichs
20 Marokkaner. des Landes, die allein treu und wahr ihre alten Überlieferungen beibehalten haben. Die Landbevölkerung in Marokko ist gegen- über der Stadtbevölkerung so überwiegend, daß, wenn man von jener spricht, damit der Kern des Volkes bezeichnet wird. Das Leben in der Familie ist ein patriarchalisches, und man hält außerordentlich viel aus Verwandtschaft und Sippe; eigentümliche Familiennamen in unserem modernen Sinne haben weder Araber noch Berber; Familiennamen werden nur von der ganzen Sippschaft oder dem Stamme geführt. In diesen Stämmen setzt dann jeder den Namen seines Vaters, manchmal auch den seines Großvyters und Urgroßvaters. hinzu (äußerst selten den der Mutter), z. B. Mahommed den Abdallah den Justus, d. h. Mohammed, Sohn Abdallahs, Sohn Aussuss. Will er aber sich noch näher bezeichnen, so sagt er, z. B. „von den uled Hassan". Letzteres ist gewissermaßen der Familien- oder Zuname. Die beliebtesten Namen in Marokko sind Mo- hammed, Abdallah, Mussa, Jssa und Aissa, Edris Said, Bu- Bekr und Ssalem. Die Frauen findet man meist Fathme, Aischa, oder Mariam benannt. Eine eigentliche Erziehung wird den Kindern nicht ge- geben. Allerdings hat jeder Tschar (Dorf aus Häusern), jeder Duar (Dorf aus Zelten), jeder Kfor (Dorf einer Oase) seinen Thaleb oder gar Faki, der die Schule leitet, aber die meisten Kinder bringen es kaum dazu, die zum Beten notwendigen Koran-Kapitel auswendig zu lernen, geschweige, daß sie sich an's Lesen und Schreiben wagen. Aber jeder Marokkaner weiß doch das erste Kapitel des Korans auswendig, wenn er auch den Sinn der Verse nicht kennt. Die heranwachsenden Töchter stehen den Müttern in der häuslichen Beschäftigung bei, während die männ- liche Jugend zuerst zum Hüten des Viehes verwandt wird, in der Pflanzzeit den Acker bestellen helfen muß und schließlich nach einer kurzen Arbeitszeit im Jahre die liebe lange Zeit mit Nichtsthun hinbringt. Tabak wird auf alle drei Arten genom- men; man findet Stämme, wo geraucht wird, andere, welche kauen, und das Schnupfen ist ganz allgemein, namentlich machen die Gelehrten Gebrauch davon. Haschisch wird in Marokko ent- weder geraucht oder pulverisiert mit Wasser hinuntergeschluckt. Der Gebrauch des Opiums ist außer in den Städten und der Oase Tuat nicht eingebürgert. Desto allgemeiner ist in der Weinlesezeit und kurz nachher der Genuß des Weines. Aber

8. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 25

1895 - Leipzig : Hinrichs
Ägypter. 25 ihm sehr entbehrlicher Aufwand. Dagegen findet sich ein ganz eigentümliches Gerät vor: Es ist ein aus Nilschlamm gekneteter großer Schrank von eigentümlicher Form, der mit einer Thür versehen ist, die verriegelt werden kann. Dieser Schrank ent- hält alle Kostbarkeiten, Kleidungsstücke, Reliquien und selbst Lebensmittel, wenn die Zeiten so schlecht sind, daß ein Durrah- kucheu eine Leckerei wird. Außen vor der Hütte sieht man auch einen kleinen Backofen und in der Asche einige Steine liegen. Holz hat der Fellach nicht; sein Weib und seine Kinder sammeln eifrig den Dünger der Rinder, Pferde. Esel und Kameele, mischen ihn mit geschnittenem Stroh und Wasser zu einem Brei, bilden daraus dünne Kuchen und trocknen sie an der Sonne. Mit der Familie wohnen nächtlicher Weile in dem Räume Hühner. Gänse und Ziegen; nur der Esel bleibt die Nacht über im Freien, weil er zu hoch ist, als daß er durch die Thür könnte. Bei Tage ist die Wohnung vollständig leer, und alle ihre Bewohner — vierbeinige und zweibeinige — halten sich im Freien auf. Nur in den größeren Dörfern findet man eine Moschee mit kleinem Minaret, aber auch aus Lehm erbaut. Bei den meisten Dörfern ist ein Wasserplatz, wo Gänse, Enten und Büffel sich gütlich thun und nackte Kinder sich im Schlamme wälzen. Millionen von Fliegen belästigen die Dörfer und be- decken oft förmlich die Augenlieder der Kinder, daß diese dadurch und durch die Unreinlichkeit häufig ein Auge verlieren. Nirgends sieht man daher mehr Blinde und Einäugige als in Ägypten und besonders in den Dörfern. Die Fellachen sind gewöhnlich so arm, daß sie nur zweimal im Jahre, an den hohen Fest- tagen, Fleisch essen, sonst sind rohe Zwiebeln und schlechtes Brot jahrein jahraus fast die einzigen Nahrungsmittel. Glücklich schätzt sich, wer zuweilen etwas saure Milch, Käse, Honig und Datteln haben kann. Der ägyptische Bauer ist namentlich in den jüngeren Jahren erstaunlich gelehrig, klng und rührig. Er pflügt und erntet, er arbeitet und erwirbt, aber der gewonnene Piaster bleibt selten sein Eigentum. So wird sein Charakter der Sinnesart eines begabten, aber mit Härte und Selbstsucht erzogenen Kindes ähnlich, welches, sobald es heranwächst, be- greifen muß, daß es ausgebeutet wird. Eigensinn und Verstockt- heit verdrängen die unbefangene Heiterkeit der Kindesseele, und wie zur Zeit des Ammianus Marcellinus läßt sich noch heute der Fellach von Schlägen, deren er sich oft zu rühmen pflegt,

9. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 27

1895 - Leipzig : Hinrichs
Ii. Völker Amerikas. 1. Indianer in Nordamerika. Zu den kräftigsten wilden Stämmen gehören die Indianer in der Union. In den vorderen Gebieten stößt man nur noch sehr selten auf ein Häuflein, das mitten unter den Weißen sitzen geblieben ist, etwas von ihrer Kultur angenommen hat, aber unter deren Wucht verkümmert. Gleichwie ihre Hütten halb aus Lehm und halb aus Brettern, halb aus Baumrinde. Matten und Tierfellen bestehen, so ist auch ihre Bilduug ein ärmliches Flickwerk aus mühsam angelernten Sitten und Einrichtungen der Weißen und aus wildem, ungezähmtem Natursinn. Sie verzehren sich in dumpfem Sehnen nach Freiheit, und nach wenigen Jahrzehnten wird auch der letzte verschwunden sein. Selbst im Westen der Vereinigten Staaten muß man erst tage- lang den Missouri oder oberen Mississippi hinaus fahren, um in die Nähe freier Indianer zu gelaugen. Sieht man sich näher unter ihnen um, in ihren Hütten, in ihren Ratsversammlungen, beobachtet man sie bei Jagden, Schmausereien und religiösen Festlichkeiten, so ist man sehr bald über ihr ganzes Leben und Treiben im Klaren. Es ist alles bei ihnen einfacher, unverfälschter Naturzustand, und zwar ein wenig anziehender; viel ist darüber nicht zu sagen. Gleich bei der ersten Begegnung mit ihnen fühlt man unwillkürlich die weite Kluft zwischen diesen Wilden, welche die Natur noch gleich- sam gefangen hält, und der Kultur, durch welche die Natur beherrscht, verschönt und vergeistigt wird. Die Indianer thnn nur das Notwendigste, was die Leibesbedürfnisse verlangen, und auch das nur auf die roheste und ärmlichste Weise; alle übrige Zeit spielen oder träumen sie. Ihre Hütten sind leicht her-

10. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 70

1895 - Leipzig : Hinrichs
70 Lappe. bau des Landes durch die sich mehrenden Ansiedler begann um die Mitte des 17. Jahrhunderts in Finnland und seit dem 18. auch in Schweden. Dadurch wurden die Lappen immer mehr eingeschränkt und am Umherwandern gehindert; sie mußten sich entweder als Kolonisten ansiedeln oder Fischfang treiben. Da- her teilen sie sich jetzt in Berglappen, Fischerlappen und W a l d l a p p e u. Die Berglappen sehen sich selbst als die echten Lappen an. Mit großer Liebe hängen sie an ihrer nomadischen Lebensweise. Ihrer sind verhältnismäßig nur wenige, in Norwegen bloß ein Zehntel der ganzen Lappenbevölkerung, in Schweden eine noch geringere Zahl, in Finnland und auf Kola einige Tausend. Das Dasein der Berglappen ist gänzlich an das Renntier ge- knüpft. Dieses versieht ihn mit Nahrung und Kleidung und ermöglicht ihm das Fahren. Die Sehnen dienen als Zwirn, die Knochen, Hufe und Geweihe werden zu verschiedenen Kunst- und Nutzgegenständen verwendet. Zweihundert Renntiere mögen einer kleinen Familie genügen; besitzt ein Lappe tausend, so gilt er als reich. Den Besitzer können leicht Unfälle treffen: Wölfe oder ungünstige Witterung, sodaß die Renntiere kein Futter finden, können in kurzer Zeit eine Heerde vernichten. — Die Renntiere nähren sich im Winter hauptsächlich vom Renntier- moose, das sie mit den Vorderfüßen unter dem Schnee hervor- scharren. Im Sommer, dessen Wärme sie nicht gut ertragen, und wo sie auch von Insekten sehr leiden, gehen sie immer aufs Gebirge oder ans Meer, und kehren im Herbste zurück. Sie sind demnach stets ans der Wanderschaft, und der Lappe muß dem Renntiere folgen. Der Berglappe wohnt somit immer in Zelten, die alle acht oder vierzehn Tage weiter verlegt werden. Das Zelt der Lappen ist buchstäblich wenig mehr als ein Lumpen groben Tuchs, das hauptsächlich in Schweden und Nor- wegen gemacht wird und einen Hauptgegenstand des Handels mit den Lappen bildet. Viel von diesem Tuche wird auch von den Küstenlappen gewoben, die es gegen Renntierfelle an die Gebirgslappen vertauschen. Das von ästigen Birkenstämmen unterstützte Zelt bildet die einzige Wohnung, und uuter diesem schwachen Verdeck hält der Lappe die langdauernde, strenge Kälte der Wintermonate in den innern Gegenden aus. Auf den engen Raum eines einzigen Zeltes drängen sich der Lappe, sein Weib und seine Kinder zusammen und lassen noch Ecken für ihr ein-
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